Praxisbericht: Der lange Weg bis Smart Meter zur Energieeffizienz beitragen können.

Wie lassen sich Heizungsausfälle beheben, noch bevor die Mieterschaft sie bemerkt? Das war im Jahr 2017 die Ausgangsfrage im Team der Woge-Werdohl. Was kam bei den Überlegungen heraus? Die Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie zur Vernetzung des gesamten Bestandes mit rund 1.500 Wohnungen in 200 Wohngebäuden mit dem Ziel, schlussendlich die Energieeffizienz durch Smart Meter zu steigern.

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Im Frühjahr 2019 konnte die flächendeckende Verlegung von Koaxial- und Glasfaserleitungen im Woge-Bestand erfolgreich abgeschlossen werden. Besonderen Wert legte unser Wohnungsunternehmen darauf, dass in jedem Keller ein separater Anschlusspunkt gelegt wird, der exklusiv nur für die Gesellschaft zur Verfügung steht. Über diesen sollen in Zukunft alle Datensätze der Wohngebäude übertragen werden. Die einzelnen Quartiere wurden untereinander mit Leerrohen zu Breitbandclustern verbunden, die jetzt nur noch über einen zentralen Vermarktungspunkt verfügen.

Schon 2019 zeichnete sich klar ab, dass außer den schon geplanten Heizungswartungstools noch Submetering-Applikationen und neue Smart Home Produkte wie z.B. Steuerungen am und im Gebäude, digitale Boards, Ambient Assisted Living-Systeme und weitere neue Innovationen mit in die digitale Gebäudewelt eingebunden werden sollen. Dabei wäre es fatal, wenn jeder Produktanbieter seine Hardwareeinzellösungen für die Datenübertragung mitbringen würde. Auf keinen Fall darf die digitale Hoheit der Gebäude aus der Hand gegeben werden. Ansonsten entstünde in den nächsten Jahren in den Häusern ein sehr schwer kontrollierbarer Installationswildwuchs an digitalen Hardware- und Softwareausstattungen. Daher müssen die Daten über ein multifunktionelles Gateway (Datenübermittler) und über den vorher beschriebenen IP-Anschluss (Übermittlungsweg) erfolgen.

Folgerichtig wurde als ein weiterer sehr wichtiger Meilenstein im Juli 2020 die Abrechnungsservice Lennetal GmbH gegründet. Mit dem Einbau von 6.650 Funkheizkostenverteilern, 5.000 Funkrauchwarnmeldern, 2.080 Funkwasseruhren und 200 Netzwerkknoten in dem Zeitraum Ende 2020 bis November 2021 in die Wohnungen der Woge leistete die Tochtergesellschaft einen wichtigen Beitrag, dass in der nahen Zukunft Submeteringdaten über unsere errichtete Übertragungsstruktur übermittelt werden können.

Als ein Treiber für die grundlegende Neustrukturierung der Messdienstleistungsbranche sind die Bestimmungen der neuen Heizkostenverordnung, die am 01.12.2021 in Kraft getreten ist, zu nennen. Damit wurden Vorgaben zur EU-Energieeffizienzrichtlinie in deutsches Recht umgesetzt. Im Wesentlichen kam es gegenüber der alten Heizkostenverordnung zu folgenden Veränderungen:

  1. Messtechnische Ausstattungen zur Verbrauchserfassung (Zähler, Heizkostenverteiler), die ab Dezember 2021 eingebaut werden, müssen fernablesbar sein.
  2. Neu eingebaute fernablesbare Messgeräte oder entsprechend nachgerüstete Systeme müssen mit den Systemen anderer Anbieter interoperabel sein.
  3. Fernablesbare Ausstattungen zur Verbrauchserfassung, die ab dem 01.12.2022 oder später installiert werden, müssen nicht nur interoperabel sein, sondern auch sicher an ein Smart Meter Gateway nach dem Messstellenbetriebsgesetz angebunden werden können.

Die Entwicklung in diesem smarten Sektor schreitet rasend schnell voran und erfordert laufend neue konzeptionelle Weichenstellungen. Als nächste Etappe gilt es, in den Mietgebäuden die technischen Voraussetzungen für die Vornahme des sogenannten Rollouts der intelligenten Stromzähler zu schaffen. Eingebaut in moderne Zählerschränke sollen diese smarten Meter, die mit einem vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifizierten internetfähigen Smart Meter Gateway verbunden sein müssen, den ihnen zugedachten Dreh- und Angelpunkt zur Realisierung der Energiewende bilden. Über interoperable Schnittstellen der Smart Meter Gateways sollen Daten sicher durch das Internet geschickt werden.

Eine Schlüsselrolle kommt dabei gemäß dem Messstellenbetriebsgesetz dem Betreiber der smarten Messstelle zu. Das ist erst einmal regelmäßig der grundzuständige örtliche Stromnetzbetreiber.  Durch Zusammenlegen / Bündeln von Submetering und smarter Strommessstelle kann ab dem Jahr 2021 als Wahlrecht auch ein wettbewerblicher Messstellenbetreiber diese Aufgabe übernehmen. In unserem Fall könnte das die Woge in Verbindung mit ihrer Tochtergesellschaft sein. Weiter benötigt der Messstellenbetreiber Zertifizierungen für die Tätigkeit als externer Marktteilnehmer und als Gateway Administrator. Damit sind die Konfigurationen, der laufende Betrieb, das kontinuierliche Monitoring, die Wartung sowie die regelmäßigen Aktualisierungen der Smart Meter Gateways sichergestellt. Der Messstellenbetreiber verfügt über alle Daten, die über das BSI-konforme Gateway kommuniziert werden. Dabei gilt die Formel „Besitz der Daten gleich Wertschöpfung“. Das bedeutet ganz konkret, dass jede Unternehmung für das Durchleiten von Datensätzen an den Messstellenbetreiber ein Entgelt bezahlen muss.

Erst wenn diese ganzen technischen, organisatorischen Regularien und die dazugehörigen Vertragskonstellationen angemessen umgesetzt wurden, kann der sogenannte Rollout seine für die Klimawende zugedachten Vorteile voll entfalten. Denn um die immer größer werdende Menge an dezentral erzeugtem und wetterbedingt schwankendem Strom in den Strommarkt zu integrieren und mit dem vorhandenen Verbrauch zu synchronisieren, braucht es zwingend ein flächendeckendes Netz an intelligenten Messsystemen. Dann können, aufbauend auf der Stromerzeugung und der gegebenen Netzsituation, Stromverbräuche mithilfe der Smart-Meter-Technologie flexibel gestaltet werden. Für die Wohnungswirtschaft bedeutet dieses, dass z.B. Stromerzeugung über Photovoltaikanlagen für die Mieter, die Errichtungen von Ladeinfrastrukturen und selbst die nicht den Strommarkt betreffende monatliche Pflicht zur Verbrauchswertübermittlung der Submetering-Geräte nicht ohne die Vornahme des Rollouts durchgeführt werden kann.

Daher arbeitet die Woge seit Jahren Stück für Stück die nötigen Herausforderungen ab, um als wohnungswirtschaftlicher Player mit den Smart Metern seinen Beitrag zur Energiewende zu leisten und zusätzlich einen Benefit für die eigenen herausfordernden Aufgabenstellungen in der Zukunft realisieren zu können.

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